Umgebungstraining-das Training an besonderen Orten

21. Februar 2022 Aus Von Lisa Andes

Vor einigen Monaten habe ich ja schon einmal von Lotti berichtet. Die kleine Glatthaarfoxterrier Dame ist mittlerweile 8 Monate alt und auf einem guten Weg zum Jagdhund und natürlich Dogdancer.


Diejenigen, die wie ich schon mehrere Hunde hatten, kennen es sicherlich, auf die Baustellen, die einen beim vorherigen Hund besonders gestört haben, hält man beim Nachwuchs ein besonderes Augenmerk. Bei Lotti ist es das Abwarten (Impulskontrolle) und das souveräne Meistern verschiedenster Situationen, was mir sehr am Herzen liegt. Ich habe mit ihr in den vergangenen 6 Monaten so viel Alltags- und Umgebungstraining gemacht, wie mit keinem anderen meiner Hunde zuvor. Die Situationen und Umgebungen versuche ich möglichst vielfältig zu wählen, wiederhole aber auch bereits trainierte Umgebungen.
Ich beobachte bei anderen Junghundebesitzern hier auf dem Land (und auch bei mir selbst früher), dass man eine Art Checkliste abarbeitet: Stadttraining – einmal gemacht – check, Tierpark – check und so weiter. Das ist sicherlich ausreichend, „damit man, oder Hund in dem Fall, es mal gesehen hat“. Aber um souverän, sprich sicher und ruhig in verschiedensten Situationen reagieren und bestenfalls sogar arbeiten zu können, reicht es meiner aktuellen Meinung nach nicht aus. Erst durch das wiederholte Trainieren in der Situation kann sich die von mir gewünschte Souveränität einstellen.

Was sind also für uns solche „besonderen Orte“? Und: wie läuft so ein Training ab?

Besondere Orte sind zunächst mal Alltagsorte. Mit dem Welpen fängt es an im Wald, auf der Wiese beim Spaziergang, auf einer kleinen geteerten Freifläche zwischen Häusern oder einer beruhigten Straße. Der Hund lernt einfach, dass Training nicht nur auf dem Hundeplatz oder im Trainingszimmer erfolgt, sondern an allen Orten möglich ist. Dann werden die Orte gezielter ausgewählt. Die Wiese neben einem Hühnergehege zum Beispiel, ein Kinderspielplatz, der Wildpark, Zoo, die Innenstadt, ein Einkaufscenter, in der Bahn, vorm Altenheim, auf einem Agility Turnier… der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, die Erwartungen an den Hund anzupassen und ihn überschwänglich zu belohnen… Konzentration muss sich lohnen.
Und so gehen wir vor: An einem neuen Ort, wie zum Beispiel neulich auf einem Pferdehof, darf der Welpe/Junghund sich erst einmal an der Leine umschauen. Auf dem Pferdehof sah das so aus, dass ich also gemächlich mit ihr über den Hof schlenderte, durch die Stallgasse, am Reitplatz vorbei etc. Ich spreche den Hund nicht an, jeder Blickkontakt zu mir wird allerdings mit Futter bestätigt. Nach einer kurzen Umschauphase bleibe ich dann an verschiedenen Orten stehen, zunächst einmal dort, wo die Ablenkung nicht sehr groß ist. Ich bleibe einfach stehen, ohne den Hund anzusprechen, bis er sich von selbst zu mir umdreht und (Blick-)Kontakt sucht. Dies wird sofort bestätigt. Lotti hat von Welpe an gelernt, dass Hinsetzen und mich Anschauen sehr, sehr lohnenswert ist, weil sie dafür immer großzügig belohnt wurde und immer noch wird. Dieses Verhalten bietet sie also an, sobald sie die Umgebung kurz aufgenommen hat. Im ersten Schritt geht es mir nur darum, dass sie lernt zu warten, aufmerksam zu sein, egal was rundherum passiert.
Erst wenn sie dies souverän zeigt, probiere ich (ggf. erst in einem zweiten Training) Kommandos und Übungen abzufragen, die an gewohnten Orten super funktionieren. Bei uns sind das beispielsweise: Twist, Sitz, Hand- und Blick-Target oder Pfötchen geben. Auch diese werden selbstredend großzügig belohnt. Zum jetzigen Zeitpunkt steigere ich den Schwierigkeitsgrad der Übungen noch nicht, sondern ich versuche eher die Situation zu erschweren. Um beim Beispiel Reiterhof zu bleiben: ich wiederhole den Ablauf in der Stallgasse. Dabei gilt wieder, erst umschauen, selbstständigen Blickkontakt abwarten und dann erst den Blickkontakt einige zeit lang immer wieder bestätigen, bevor die erste leichte Übung abgefragt wird.
Mit dem Training von und in „besonderen“ Situationen will ich bezwecken, dass mein Hund später einmal genau so souverän auf ganz neue Situationen reagieren kann. Er hat dann einfach gelernt, cool zu bleiben und mit Neuem umzugehen. Er muss sich dann nicht erst außergewöhnlich lang mit der Situation auseinandersetzen, sondern kann schneller und sicherer arbeiten. Diese Kompetenz des Hundes und auch des Menschen, seinem Hund ebenso als souveräner Partner an der Seite zu stehen, ist in allen Sportarten gefragt, aber gerade im Dogdancing ist dies meines Erachtens nach von besonderer Wichtigkeit. Messen, Hallen, Ringe mit und ohne Blickschutz, Mikrofone, Lautsprecher, Auftritte auf Festen, mit und ohne Bühne, Kinder, Hunde, eine Hüpfburg direkt an der Vorführfläche, selbst zwischen Kleintierkäfigen in einem Tierhandel bin ich mit älteren Hunden schon aufgetreten… Diese Umgebungen verlangen sehr viel von unseren Hunden ab und wir sollten sie so gut es geht darauf vorbereiten.