Aller Anfang ist leicht. Oder vielleicht doch nicht?

7. September 2021 Aus Von Carmen Schmid

Seit Mitte Mai lebt Skipp bei uns und mischt unseren Alltag ordentlich auf. Er ist im Februar 2021 geboren und ein Papillonrüde. Es war eigentlich nicht geplant, dass neben Agathe (Zwergpinscherhündin, 10 Jahre) ein zweiter Hund einzieht. Aber durch die Pandemie hat sich mein Leben und Alltag so verändert, dass ein von mir lange gehegter Wunsch – ein zweiter Hund – tatsächlich wahr werden konnte; ausnahmsweise eine schöne Folge dieser schwierigen Zeit.

Erstmal war ich völlig überwältigt – zweiter Hund Juhu – Welpe von tollen Züchtern und wundervollen Elterntieren. Und äh ja dann – Alltag mit zwei Hunden auch im HomeOffice ist am Anfang anstrengend, eben auch weil der Babyhund gefühlt noch nichts kann und viel Aufmerksamkeit braucht. Da wird erstmal wieder bewusst, dass klassische Welpenthemen wie «an der Leine Laufen», «Kommen wenn Frauli ruft» und Stubenreinheit oder eben einfach auch ruhig sein können während Frauli arbeitet sehr anstrengend sein können.

Für uns Hundesportler kommt auch schon sofort der Gedanke: was mache ich denn am besten in dem Alter um den Hund für meinen Sport optimal vorzubereiten? Vor 10 Jahren, als Agathe hier einzog, war für mich klar: wir werden Dogdance und Obedience machen. Und begonnen haben wir dann mit Clickern und Targets und darauf aufbauend entsprechend Tricks, Fussarbeit und Kombinationen.

Heute mit Skipp ist für mich wiederum klar: im Dogdance soll er auf jeden Fall aktiv sein. Alles andere findet sich; wir werden sicher ins Obedience und auch ins Agility schnuppern. Der Anfang ins Hundesportleben ist dennoch deutlich anders, als bei Agathe. Durch Agathe’s Jagdpassion ist mir bewusst geworden, wie wichtig verschiedene Arten von Belohnungen sind und dass mein Hund diese kennen soll. Genauso wichtig ist mir auch eine gute, dem Alter angemessene Impulskotrolle.

Deshalb liegt unser Schwerpunkt auch auf diesen beiden Themen: wir arbeiten derzeit sehr fokussiert an unserem Belohnungssystem – ich möchte erreichen, dass es für Skipp möglich ist, sowohl Futter als auch Spielzeug in verschiedenen Positionen und Arten von Training zu akzeptieren. So habe ich später die Möglichkeit, je nach Trainingsziel eine gut passende Belohnungsform zu wählen. Mit diesen Gedanken überlegte ich, wie ich zu einem guten Trainingsplan komme. Und dann gab es den Impuls zu einem Online-Kurs durch Skipp’s Züchterin, der im Grundprinzip vieles enthält, was ich suchte: «Basics für Sporthunde» von Anna Hinze (www.agilitycampus.com/sporthunde – für die, die jetzt neugierig werden).

Die Grundidee ist, dass der Hund lernen soll, zu verstehen, welche Belohnung er wann erwarten darf. Wir unterscheiden die folgenden Marker zum Bestätigen des gezeigten Verhaltens, welche jeweils unterschiedliche Belohnungen ankündigen:

  • Clicker oder Markerwort: komm und hol Dir die Futterbelohnung bei mir ab
  • Gut gemacht: warte in Position, ich bringe Dir die Futterbelohnung
  • Nimm’s: hol Dir die Futterbelohnung als stationäre Belohnung (Futterautomat oder Futterstation)
  • Such’s: die Futterbelohnung liegt vor Dir auf dem Boden, Du darfst schnuppern und sie suchen
  • Get it: kündigt die Belohnung mit Spielzeug an – dies kann von mir kommen oder irgendwo am Boden liegen.

Wenn ich also mit verschiedenen Belohnungsmarkern arbeite, weiss mein Hund sehr gut Bescheid, welche Belohnung ihn gerade erwartet. Damit ist dann auch die fast nicht enden wollende Diskussion darüber, ob der Click die Übung auflöst oder erst die Belohnung, für mich gelöst. Wenn mein Hund die Übung auflösen darf, dann kündige ich die Belohnung mit «Nimm’s» an, oder wenn die Belohnung auf dem Boden irgendwo landen wird/ist, dann gibt es das «Such’s». Und sonst bedeutet es immer: fein gemacht, warte wo Du bist, die Belohung kommt zu Dir (das «click for action – feed for position).

Anna Hinze hat dies sehr schön für ihren Onlinekurs entwickelt und ich finde, dieses Belohnungssystem ist auch für uns Dogdancer gut geeignet. Skipp und ich sind uns ziemlich einig, ich kann so das Spielzeug und das Futter im Training systematisch und für unsere Trainingsziele einsetzen. Er kann sich darauf verlassen, immer zu wissen, welche Belohnung gerade kommt. Wir arbeiten damit im Moment mit viel Freude und bauen so unsere ersten Tricks auf. Für Skipp herrscht Klarheit – für mich ist es die grössere Herausforderung, denn ich muss mir in der Planung meines Trainings immer wieder vorher klar werden, mit welchen Belohnungen ich arbeiten will und dass die diese korrekt benenne. Also nicht nur Lernen für Skipp, auch ich muss Lernen und präzise sein.

Und die Impulskontrolle kommt in unserem Alltag im Moment vielfach automatisch in kleinen Häppchen – einerseits, wenn ein Hund «nur» warten muss, weil der andere dran ist, auch in kleinen Dingen wie «ich benenne wer gerade einen Keks bekommt» während der andere Hund warten und zusehen muss. Und auch hier ist Anna Hinze’s Kurs toll, einige Übungen beinhalten auch schon erste Schritte zur Impulskontrolle, so z.B. wenn der Hund lernt, auf seinem Platz (Deckchen, Liegebett oder ähnliches) zu warten, während ich mich als Halter weg bewege, oder eine Belohnung vor dem Bettchen platziere und der Hund sie erst nach meiner Freigabe nehmen darf oder oder oder.

Wir sind beschäftigt und haben viel vor. Ich bin gespannt, wie sich unsere Zusammenarbeit und das Leben entwickeln – und ich freue mich sehr darauf, mit diesem tollen Hund die Basis für eine unsere gemeinsame Sportkarriere zu legen – natürlich immer mit Fokus auf gemeinsame Freude.