Erste (Tanz-) Schritte mit dem Welpen.

27. August 2021 Aus Von Carmen Schmid

Erste (Tanz-) Schritte mit dem Welpen

Endlich ist er da, der Welpe, der mal in große Tanzschuhe treten soll. Eigentlich ist es eine Welpin, Lotti. Lotti ist ein glatthaar Foxterrier aus jagdlicher Leistungszucht und 12 Wochen alt. Auch unsere Cobra (vielen besser bekannt als Colibri) kommt aus dem gleichen Zwinger und wir wussten, dass uns ein Welpe aus gutem Hause mit tollen Genen erwartet. Auch sie wird, wie unsere anderen Hunde, mit Herrchen jagen gehen, aber diesmal habe ich das Sagen 😉

Ich möchte euch einen kurzen Einblick geben, welche Übungen ich mit einem Welpen als erstes angehe. Größtenteils bin ich mit Cobra vor 6 ½ Jahren ähnlich vorgegangen. Alltagstraining steht selbstredend auch täglich auf dem Programm, wird aber hier nicht explizit beachtet. Eins vielleicht noch vorab. Bei einem Terrier, gerade mit diesem Erbe braucht man sich um Spieltrieb oder Beute und Zerrspiel keine Gedanken zu machen… das wurde mit der Muttermilch aufgenommen. Ein Punkt, der mir aber bei diesem Hund besonders wichtig ist, weil ich es bei Cobra leider vernachlässigt habe, ist die Impulskontrolle. Das übe ich in ganz verschiedenen Situationen über den Alltag verteilt, beispielsweise beim Füttern oder auch im Training mit Spielzeug und Futter.

So, nun aber zu unseren ersten Übungen. Der Einsatz des Clickers im Training ist für mich die Basis, auf der ich alles aufbaue. Das allererste was ich mit einem Welpen also übe, ist die Konditionierung des Clickers. Ich konditioniere den Clicker tatsächlich ganz klassisch. Ein Clickwort führe ich meist später „unter der Hand“ ein, während der Trainingsroutine. Mit der Clicker Konditionierung habe ich bei Lotti und Cobra an Tag 3, also mit 8 Wochen angefangen. Das wunderbare am Training mit so jungen Hunden ist, dass sie so herrlich unbedarft und unvoreingenommen sind, Shaping läuft wie von selbst. Um den Clicker zu festigen lasse ich den Hund beispielsweise auch ein paar Schritte hinter einem Keks in der Hand herlaufen bevor der Click und der Keks kommen und stelle somit schon die Weiche für die nächste Übung: den Handtarget.

Handtarget ist also die zweite Übung die ich in zwei kurzen Einheiten täglich einführe. Ansprechen des Hundes, präsentieren der Hand, meist kleines Wackeln mit den Fingern und schon stupst die kleine Welpennase dagegen. Ein Kinderspiel für kleine Hundekinder. Im Laufe der nächsten Wochen zögere ich den Click dann Millisekunden weise weiter hinaus, und schon bald bemerke ich, dass das Drücken des kleinen Näschens fester wird. Ein erster Schritt zum Halten des Targets. Ab und zu bewege ich auch die Hand langsam voran, damit der Welpe ihr nachläuft (ohne Futter darin, nur als Target) und bestätige dies nach 3 oder 4 Schritten mit einem Click. Achtung! Die Hand wird in dieser Phase des Trainings auf Nasenhöhe des Hundes präsentiert, so vermeide ich unerwünschtes Überstrecken des Halses oder Ähnliches.

Die nächste Übung in unserem Training ist das „Sitz“. Auch ganz wunderbar zu shapen! Den hungrigen Welpen rufe ich mit etwas von seinem Futter in der Hand zu mir. Natürlich wird er auch fürs Kommen auf Wortsignal reichlich belohnt. Dann hebe ich die Hände mit dem Futter etwas an, aber nicht gezielt über den Kopf des Welpen. Eher zu mir, aber eben so, dass er sie nicht mehr ganz so einfach erreichen kann. Lotti ist eine von denen, die es dennoch auf vielen Wegen probiert. Erst als eine kleine Frustration eintritt, setzt sie sich hin. Es erfolgt sofort ein Click und ein Keks aus der Hand. Genau so geht es weiter. Die ersten 3 Versuche dauern in der Regel etwas, aber dann macht es im wahrsten Sinne des Wortes „Click“ 😉

Und Übung Nummer vier ist das Schicken in die Box auf Kommando: „in dein Haus“. Wenn ich mit dieser Übung anfange, ist der Welpe meist schon ca. 2 Wochen bei uns. Das bedeutet, die Box an sich kennt er schon und ist bereits daran gewöhnt einige Zeit darin zu verbringen. In der Box, einem Kennel oder einem Hundezimmer zu sein gehört bei uns zum Alltag, das trainiere ich nicht mit dem Clicker. Es ist einfach so und wird ab und an mit etwas Knabberzeug „versüßt“. Das Schicken in die Box, das trainiere ich mit Clicker. Ich stelle also die vertraute Hundebox bereit, setze mich daneben und signalisiere dem Hund „wir üben“. Häufig dauert es lange, bis der Welpe die Idee entwickelt IRGENDETWAS mit der Box zu tun. Und da Welpen schnell frustriert sind und sich andere Beschäftigungen suchen gehen, versuche ich eben langes Ausprobieren zu vermeiden. Daher lege ich beim ersten Versuch einen Keks in die Box. Nur beim ersten Versuch. Ich gebe aber keinen Hinweis darauf, zeige nicht und sage auch nichts. Der Hund findet den Keks, da wir beide sehr nah an der Box sind. Sobald er also die Nase in die Box streckt, um den Keks zu fressen oder ein Pfötchen hineinsetzt clicke ich, und lege noch einen weiteren Keks dazu. Der Welpe kommt aus der Box und setzt sich wahrscheinlich erst einmal hin, so haben es zumindest Cobra und Lotti gemacht… weil Sitz war ja sonst immer super. Für Sitz kommt aber diesmal kein Keks und daher geht der schlaue Terrier eben mal gucken ob nicht in der Box noch ein Krümel übrig ist. CLICK wunderbar! Ich klicke bei dieser Übung Nase in die Box, Pfote in die Box, halb rein gehen, ganz rein gehen, kurz drin verweilen (3 sek). Lotti und Cobra haben es nach 2 kurzen Einheiten schon verstanden und flitzten, sobald sie Training ahnten, schon in die Box.

 

Wortkommandos führe ich immer dann ein, wenn ich mich darauf verlassen kann, dass der Hund jetzt gleich das entsprechende Verhalten zeigt. Beispielsweise ist sie 4 mal in die Box geflitzt um einen Keks zu kriegen, dann sage ich beim fünften mal vorher „in dein Haus“. Genauso mit Sitz oder Handtarget.

Weitere Übungen, die sich mit sehr jungen Welpen anbieten sind sicherlich: Platz, Beinslalom, Kreise und Drehungen sowie Bodentargets.

Meine Terrier sind Hunde, die sich relativ schnell und viel bewegen, körperlich und auch im Kopf, daher genügt meist ein kleiner Anstoß und wenige Trainingseinheiten. Bei passiveren Hunden kann dies natürlich etwas länger dauern.

Ich hoffe unser kleiner Trainingseinblick hat euch gefallen und vielleicht bekommt der Ein oder Andere ja auch wieder Lust auf einen kleinen Welpen 😊